Es gibt wissenschaftliche Studien zur Behandlung von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) mit Nahrungsergänzungsmitteln. Während Medikamente wie Stimulanzien (z. B. Methylphenidat) häufig als Standardtherapie bei ADHS verwendet werden, wird zunehmend untersucht, ob Nahrungsergänzungsmittel eine unterstützende oder alternative Therapieoption darstellen können.
Hier sind einige der bekanntesten Nahrungsergänzungsmittel, die in Zusammenhang mit ADHS bisher erforscht wurden und im Internet öffentlich auffindbar sind:
1. Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die hauptsächlich in Fischöl vorkommen, wurden intensiv in Bezug auf ihre Auswirkungen auf ADHS-Symptome untersucht.
- Studienlage: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA-reiche Präparate, einen gewissen positiven Effekt auf die Verringerung von Hyperaktivität und Impulsivität haben können. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2018 zeigte moderate, aber signifikante Verbesserungen bei der Behandlung von ADHS durch Omega-3-Ergänzungen, wobei besonders Kinder mit einem niedrigen Omega-3-Spiegel profitierten.
2. Magnesium
Magnesiummangel wird häufig bei Kindern mit ADHS beobachtet. Magnesium ist an vielen neurologischen Prozessen beteiligt, die für die Kontrolle von Reizbarkeit und Konzentration wichtig sind.
- Studienlage: Einige Studien haben darauf hingewiesen, dass eine Magnesiumergänzung in Kombination mit Vitamin B6 positive Effekte auf ADHS-Symptome haben kann, insbesondere bei der Reduzierung von Hyperaktivität. Allerdings sind die Ergebnisse nicht einheitlich, und größere, methodisch bessere Studien sind notwendig, um definitive Schlussfolgerungen zu ziehen.
3. Zink
Zink ist ein essentielles Spurenelement, das eine Rolle bei der Regulierung von Neurotransmittern spielt, die mit ADHS in Verbindung stehen, wie Dopamin.
- Studienlage: Es gibt Hinweise darauf, dass Zinkmangel mit ADHS-Symptomen assoziiert sein könnte. Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigte, dass Zink-Ergänzungen, besonders bei Kindern mit nachgewiesenem Zinkmangel, eine Verbesserung der Aufmerksamkeit und eine Verringerung der Hyperaktivität bewirken können. Jedoch sind die Ergebnisse nicht in allen Studien konsistent.
4. Eisen
Eisen ist ebenfalls wichtig für die Dopaminproduktion im Gehirn. Es wurde beobachtet, dass einige Kinder mit ADHS einen niedrigeren Ferritinspiegel (ein Marker für den Eisenspeicher) haben.
- Studienlage: Eine kleine Anzahl von Studien hat gezeigt, dass die Behandlung von Eisenmangel bei Kindern mit ADHS eine Verbesserung der Symptome bewirken kann. In einigen Fällen war der Effekt von Eisensupplementen vergleichbar mit dem von Methylphenidat (Ritalin), einem gängigen ADHS-Medikament.
5. Vitamine (z. B. Vitamin D, B-Vitamine)
- Vitamin D: Es gibt einige Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel bei Kindern mit ADHS häufiger vorkommt. Studien zu Vitamin-D-Ergänzungen und deren Auswirkungen auf ADHS sind jedoch begrenzt, aber einige Ergebnisse deuten auf potenzielle Verbesserungen hin.
- B-Vitamine (insbesondere B6 und B12): Diese Vitamine sind an der Produktion und Regulation von Neurotransmittern beteiligt, die für die Aufmerksamkeitskontrolle und Impulsivität wichtig sind.
6. Aminosäuren (z. B. L-Theanin, Tryptophan)
Aminosäuren, wie L-Theanin (vor allem in grünem Tee enthalten), und Tryptophan, eine Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin, werden ebenfalls in Studien untersucht, ob sie die Konzentration und Entspannung fördern und so bei der Behandlung von ADHS helfen können.
- Studienlage: Es gibt einige kleinere Studien, die nahelegen, dass L-Theanin in Kombination mit Koffein positive Auswirkungen auf die kognitive Leistung und den Schlaf von ADHS-Patienten haben könnte. Die Evidenz ist hier jedoch noch begrenzt.
Fazit
Die Forschung zur Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln bei der Behandlung von ADHS zeigt potenzielle Vorteile, besonders bei Omega-3-Fettsäuren, Zink, Magnesium und Eisen. Allerdings sind die Ergebnisse der Studien oft uneinheitlich, und es besteht weiterhin Bedarf an größeren, gut kontrollierten Studien, um festzustellen, welche Rolle Nahrungsergänzungsmittel als ergänzende oder alternative Therapie spielen können.
Bitte kontaktiert uns für weitere Informationen oder falls ihr Fragen haben solltet. Wir behandeln dieses Thema auch in unserer Ausbildung zur Stoffwechseltherapeut:in.
Liebe Grüsse
Erman
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